Autorin: Carrie Arcos
Originaltitel: Out of Reach
Seitenanzahl: 256 Seiten
Genre: Jugendbuch (ab 12 Jahren)
Reihe: Nein
Preis: 8,95 EUR
Verlag: dtv
Erschienen am 19.06.2015
www.dtv-dasjungebuch.de
Klappentext:
Rachel muss ihren Bruder Micah wiederfinden. Unbedingt. Micah, der von Crystal Meth abhängig ist, und den sie viel zu lange gedeckt hat. Auf der Suche nach ihm durchkämmt sie zusammen mit Tyler, seinem besten Freund, das Drogenmilieu von Ocean Beach. Dabei muss sich Rachel mit ihren eigenen Geheimnissen auseinandersetzen und der großen Anziehungskraft, die Tyler auf sie ausübt, sowie mit der Möglichkeit, dass Micah vielleicht nie mehr nach Hause kommt...Meine Meinung:
Der Unterschied zu anderen "Drogenbüchern" liegt in "Letzte Ausfahrt Ocean Beach" darin, dass hier nicht die Protagonistin das Drogenproblem hat, sondern ihr großer Bruder. Und es wird nicht seine Geschichte erzählt, sondern ihre.Die Grundidee ist wirklich toll. Denn die Angehörigen von Suchtpatienten werden doch meistens kaum beachtet, dabei leiden sie meistens viel mehr. In meinen Augen hätte man die Hilflosigkeit von Rachels Familie viel mehr herausheben können, aber darauf hat die Autorin größtenteils verzichtet.
Rachel erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht. Sie hat eine anonyme E-Mail erhalten, wo sich ihr verschwundener Bruder aufhalten könnte und macht sich mit seinem besten Freund Tyler auf die Suche nach ihm. Das Buch erzählt die 24-stündige Suche der beiden und aus Rückblenden erfahren wir sprunghaft wie sich Micahs Drogenproblem angebahnt hat. Dabei werden wahllos Szenen beschrieben, so wie sie Rachel gerade in den Sinn kommen. Es reicht um einen Überblick zu bekommen. Mehr muss man auch gar nicht wissen.
Trotz Ich-Perspektive wurden Rachel und ihre Gefühle für mich nicht richtig greifbar. Bezüglich der Drogensucht wirkt sie furchtbar naiv, allerdings ist sie ja auch noch jung und unerfahren. Woher soll sie es also wissen?
Man merkt, dass sich Rachel im Laufe der Zeit über Crystal Meth informiert hat. Sie hat verschiedene Theorien zu einem Suchtverhalten und wendet sich immer wieder an Gott. So fragt sie sich z.B., als sie Jesus auf dem Kreuzweg sieht, ob er auch Crystal genommen hat, so ausgemergelt wie er aussieht. Eine krasse Theorie, die erklären würde, warum er sich für Gottes Sohn hielt.
Ist Suchtverhalten vererbbar? Hätte sie etwas ändern können, wenn sie sich eher an ihre Eltern gewendet hätte? Es gibt viele Fragen, die sich Rachel stellt, als sie am Strand nach ihrem Bruder sucht.
Tyler ist ein interessanter Gegenpart. Er wirkt ziemlich reif für sein Alter und übernimmt die Rolle des Ersatzbruders. Ich mochte ihn ziemlich gern und konnte verstehen, warum Micah ihn als besten Freund gewählt hatte.
Zwar deutet der Klappentext eine Romanze zwischen Rachel und Tyler an, aber darum geht es in diesem Buch nicht. Das hätte auch irgendwie die Botschaft zerstört.
Bei der Suche treffen sie einige Personen, die die Geschichte interessanter gemacht haben. So auch Dillon. Ich fande es nur schade, dass man gar keine weitere Hintergrundinformationen zu den anderen Nebencharakteren bekommen hat. Sie haben zwar Micah alle irgendwie getroffen, aber ich hätte einfach gerne noch viel mehr über die Zusammenhänge erfahren. Aber da Rachel keine weiteren Fragen stellt, erfahren wir eben auch nichts weiter.
In der Mitte des Buches kamen leider ein paar Längen auf. Viele Aktionen und Gespräche wirkten auf mich etwas sinnlos, aber ich weiß noch nicht, ob es nicht gerade das Geniale an dem Buch ist und uns die Autorin so die Hilflosigkeit und die Hoffnungslosigkeit der Suche deutlich machen wollte.
Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Mir gefällt wie es die Autorin schafft, mit ihrem Geschriebenen zum Nachdenken anzuregen.
Die Bewertung fällt mir sehr schwer. Ich sage immer, nur weil ein Buch ein schwieriges Thema aufwirft (wie z.B. eine tödliche Krankheit) wird es nicht automatisch zum Bestseller. So ist es auch mit dieser Geschichte. Ich finde es toll, wie die Thesen von Rachel einen zum Nachdenken anregen (und das ist bestimmt auch der Grund, warum das Buch für einge Preise nominiert war). Jedoch fehlt mir zu viel für ein "richtig gutes Buch". Es geht mir nicht tief genug. Rachel wirkt einfach viel zu stoisch. Ich hätte mir größere Gefühle von ihr gewünscht. Ihre Dickköpfigkeit wirkte dagegen eher unpassend und nicht förderlich.
Für mich bleibt zu viel ungesagt und offen.
Mir ist klar, dass ein richtiges Happy-End sehr unrealistisch gewesen wäre. Dazu ist Crystal Meth einfach viel zu schlimm und nur die wenigsten schaffen einen Absprung. Daher ist die Richtung, die das Ende der Geschichte einschlägt schon nicht schlecht, aber mir gefällt es persönlich nicht. Allerdings kann so ein Buch vielleicht kein Ende haben. Macht euch einfach selbst ein Bild davon.
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