Mittwoch, 14. Juni 2017

Rezension: Lemon Summer von Kody Keblinger

Titel: Lemon Summer
Autorin: Kody Keplinger
Originaltitel: A Midsummer's Nightmare
Seitenanzahl: 352 Seiten
Genre: Jugendbuch ab 14
Reihe: Nein
Preis: 9,99 EUR
ISBN: 978-3570311110
Verlag: cbt
Erschienen am 09.05.2017
www.randomhouse.de

Klappentext:

Seit ihre Eltern geschieden sind, verbringt Whitley die Sommerferien bei ihrem Dad. Doch was für sie sonst die beste Zeit des Jahres war, entpuppt sich diesmal als reinster Albtraum. Denn ihr Dad – Überraschung! – hat eine neue Verlobte. Und die hat einen Sohn. Der sich ausgerechnet als Whitleys One-Night-Stand entpuppt. Weil Gefühle aber so gar nicht ihr Ding sind, lenkt Whitley sich ab: Party bis zum Umfallen. Dabei übersieht sie fast die guten Dinge direkt vor ihrer Nase. Wie den Jungen, dem wirklich etwas an ihr liegt ...

Meine Meinung:

Von wegen Liebe gehört mit zu meinen Lieblingsbüchern, daher war ich froh, dass nach über vier Jahren Wartezeit endlich ein weiteres Buch der Autorin übersetzt wurde.

Kody Keplinger hat auch diesmal wieder eine etwas ruppige Protagonistin erschaffen, die es einem manchmal schwer macht, sie zu mögen. Whitley ist selbstzerstörerisch und versucht durch ihr flittchenhaftes Verhalten die Aufmerksamkeit zu bekommen, die sie gerne von ihren Eltern hätte.

Ihre Mutter ist seit der Scheidung in ein tiefes Loch gefallen und nimmt kaum noch an Whitleys Leben teil.
Ihren Vater sieht sie nur in den Sommerferien, weshalb sie sich riesig auf die Zeit nach ihrem Highschoolabschluss freut. In den letzten Jahren hat sie mit ihrem Vater immer am See rumgehangen und durfte sogar Alkohol trinken.
Doch dieses Jahr gibt es plötzlich andere Pläne. Ihr Dad möchte heiraten und ihr neuer Stiefbruder soll ausgerechnet ihr letzter One-Night-Stand werden. Whitley ist geschockt.

Die 18-jährige Whitley erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive, so dass man schnell merkt, das sie sich selbst etwas vormacht was ihre Jungs-Geschichten angeht. Als sie die neue Familie ihres Vaters kennenlernt, verfällt sie in großes Selbstmitleid, wofür man starke Nerven braucht.

In Lemon Summer steht die Liebesgeschichte nicht im Vordergrund. Es geht vielmehr um Whitley's Beziehung zu ihrem Vater, sowie die vielen Dinge über die nie gesprochen wird. Das Mädchen fragt sich, was es falsch macht und weshalb ihr Vater ihr keine Beachtung schenkt. Dieser Ansatz war mal etwas anderes und gut gemacht. Gleichmaßen tragisch wie herzzerreißend. Leider haben mich die Erklärungen des Vaters am Ende nicht so richtig überzeugen können. Das war mir persönlich zu lahm bzw. wurde viel zu einfach aufgelöst. Nach dem Motto: Was nicht passt, wird passend gemacht.

Stiefbruder Nathan blieb mir auch etwas zu blass. Ja, ich mochte ihn sehr. Er ist der liebste und beste Freund den man sich als Mädchen wünschen kann, aber eine harte Vergangenheit habe ich ihm irgendwie nicht abgekauft. Ehrlich gesagt, habe ich mich auch die ganze Zeit gefragt, was er an der rauen Whitley findet. Das konnte ich mir nur mit einer Art Gutmensch erklären. Für meinen Geschmack hätte die Liebesgeschichte ruhig etwas romantischer und prickelnder sein können. Mir fehlte das in-einander-verlieben. Das ist hier eher schleichend und versteckt.

Whitley ist dem Alkohol nicht abgeneigt und lässt bei den Jungs nichts anbrennen. Das ist mal eine andere Sicht der Dinge, zumal man ihr die Rolle wirklich abkauft. Ich hätte mir von ihr aber zum Ende mehr Eigeninitiative gewünscht. Sie war mir für eine Hauptprotagonistin einfach zu passiv. Mir fehlte in der Zweiflerphase ein echter Zugang zu ihren Gedanken. Es war mir zu oberflächlich und einfach. Diese "Scheiß-egal-"Einstellung kann sie dritten Personen verkaufen, aber nicht mir als Leser. Ich möchte bitte wissen was los ist. Denn trotz Ich-Perspektive erhalten wir nur eine gefilterte Version der Ereignisse, so dass Whitley bis zum Ende recht distanziert bleibt und man nie so richtig versteht, warum sie entsprechend reagiert. Das ist schade, aber ich denke ich bin auch hier viel zu kritisch.

Wer von einem sommerlichen Roman nicht mehr als ein paar Stunden gute Unterhaltung ohne allzu viel Tiefgang erwartet und wer mit einigen Klischees leben kann, der wird mit dem Buch sehr glücklich werden. Ich habe es gerne gelesen.

Insgesamt sind die Charaktere nämlich wirklich etwas besonderes und interessant gemacht. Bester Freund Harrison ist eine echte Stilikone im verschlafenen Hamilton und auch die zukünftige Stiefschwester Bailey, die zwischen Kind und Teenager schwankt, bringen Schwung in die Geschichte. Außerdem gibt es auch ein Wiedersehen mit Wesley und Bianca aus The Duff.

In dem Buch geht es um Selbstvertrauen, Aufmerksamkeit, Selbstverwirklichung, aber auch um Vertrauen, Familienprobleme, Familienbande, sowie Cybermobbing und Ausgrenzung. Das alles wird gemixt mit einem leichten und fesselnden Schreibstil. Hinzu kommt noch eine kleine Romanze und fertig ist die nächste Sommerlektüre.

Fazit:

Wer sich mit der selbstzerstörerischen Whitley anfreunden kann, wird hier ein paar unterhaltsame Lesestunden finden können. Die Handlung weiß trotz einiger Klischees und fehlendem Tiefgang zu fesseln. Der Fokus liegt mehr auf der Entwicklung der Protagonistin als auf der Liebesgeschichte. Mir fehlte der letzte überzeugende Kniff, aber ich hatte trotzdem Spaß beim lesen. Wer sommerliche Bücher mag, sollte mal reinschnuppern. Von mir gibt es vier dünne Sterne. 
 

Weitere Bücher:

Von wegen Liebe

 

Autorin:

12813860Kody Keplinger ist in Kentucky geboren und aufgewachsen. Ihren Debütroman, den New-York-Times-Bestseller "Von wegen Liebe", schrieb sie mit 17, als sie selbst noch auf die Highschool ging. Inzwischen hat sie bereits mehrere Romane in den USA veröffentlicht. Mit "Lemon Summer" erscheint jetzt ihr zweites Buch bei cbt. (Quelle: Verlag)

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