Freitag, 27. November 2015

Rezension: Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte von Jessica Park

Titel: Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte
Autorin: Jessica Park
Originaltitel: Flat-Out Love
Seitenanzahl: 384 Seiten
Genre: Jugendbuch
Reihe: Teil 1 von (bisher 2) - (einzeln lesbar)
Preis: 17,95 EUR
Verlag: Loewe
www.loewe-verlag.de 
Erschienen am 21.07.2014

Klappentext:

Julie kann es nicht fassen: Statt die ersten Tage am College zu genießen, beaufsichtigt sie plötzlich eine 13-Jährige, die keinen Schritt ohne die lebensgroße Pappfigur ihres Bruders Finn unternimmt. Zugegeben, ihres sehr gut aussehenden Bruders Finn. Der befindet sich zwar gerade auf Weltreise, schreibt aber E-Mails, die Julies Knie butterweich werden lassen. Doch wieso zögert er seine Rückkehr immer weiter hinaus? Weshalb stört sich niemand an seinem platt gedrückten Doppelgänger? Und verliebt Julie sich tatsächlich gerade in eine Pappfigur?

Meine Meinung:

Ich hatte bisher soviel Gutes über dieses Buch gehört, dass meine Erwartungen sehr hoch waren. Daher war ich sehr überrascht, dass es mir so schwer fiel, mit Julie warm zu werden.
Sie wurde von der Autorin ganz anders geschildert, als sie sich im Endeffekt verhalten hat.
Angeblich sollte sie eine wissbegierige Schülerin sein, die sich in ihrer High School sehr gelangweilt hat, und sich aufs College freut, da sie hofft, dort auf gleichgesinnte Leute zu treffen, die endlich nicht mehr so oberflächlich wie ihre alten Mitschüler sind. Sie möchte einfach mehr, genau wie bei Jungs. Der Durchschnitt reicht ihr nicht.
Doch im Prinzip war Julie genauso flippig und oft ziemlich oberflächlich, wie ich mir ihre Mitschüler vorgestellt hätte. Sie stand auf Mode und legte total viel Wert auf ihre Facebook Updates. Sie ist sofort von Finns gutem Aussehen beeindruckt und wird nicht müde, darauf hinzuweisen. Es war halt irgendwie nicht stimmig.

Als Julie in Boston eintrifft um dort mit ihrem College zu beginnen, steht sie gleich vor einer schwierigen Aufgabe. Ihre angemietete Wohnung ist nicht verfügbar und daher kommt sie vorerst bei einer alten Freundin ihrer Mutter unter.
Familie Watkins nimmt Julie freundlich auf, allerdings sind alle Familienmitglieder sehr merkwürdig.
Die 13-jährige Tochter Celeste redet total verstockt und benimmt sich alles andere als normal. Sie hat immer eine lebensgroße Pappfigur ihres großen Bruders Finn dabei, der sich gerade auf Weltreise befindet.
Der mittlere Bruder Matt ist ein Computer-Nerd und der Klebstoff dieser durchgedrehten Familie. Denn die Eltern haben beide soviel mit sich und der Arbeit zu tun, dass kein richtiges Familienleben stattfindet.
Julie wird aufgefordert zu bleiben und fängt an sich um die Probleme der Watkins zu kümmern. Das stößt nicht überall auf Gegenliebe. Um dem Familiengeheimnis auf die Spur zu kommen, wendet sich Julie an den verreisten Bruder Finn. Über Facebook beginnt langsam ein Online-Flirt und ehe Julie sich versieht, stehen ihre Gefühle Kopf.

Im Prinzip sind alle Charaktere in diesem Buch ziemlich verrückt und niemand entspricht der Norm. Selbst Julie nicht. Mir fiel es dadurch schwer Zugang zu den Personen zu finden. Es wirkte manchmal einfach übertrieben. Die Gespräche wirkten immer so aufgesetzt und gestelzt. Alle Personen waren rhetorisch sehr talentiert. Dauernd wird über irgendwelche Fachthemen philosophiert oder gesprochen. Jedoch nie über die wesentlichen Dinge. Im Nachhinein ergab vieles einen Sinn, aber zu Beginn war es eher ermüdend und nicht sehr realistisch.
Einerseits tritt die Geschichte lange auf der Stelle und andererseits sind die Veränderungen (von Celeste) dann wieder so schnell, das hier das Gleichgewicht fehlt. Manche Probleme wurden einfach zu einfach gelöst oder es wurde gar nicht mehr auf sie eingegangen. Eine kontinuierliche Entwicklung wäre einfach schöner gewesen. Stattdessen bricht die Story immer wieder ab und springt drei Monate weiter um dann rückblickend zu erzählen, was so passiert ist.

Was mich am meisten gestört hat, war die Tatsache, dass ich sofort geahnt habe, worauf die Geschichte hinausläuft. Das Ende war einfach zu offensichtlich. Zwar habe ich die ganze Zeit gehofft, dass die Autorin noch ein ASS im Ärmel hat und mich mit einer überraschenden Wendung schocken kann, aber dem war leider nicht so. 

Die Geschichte wurde nach den Anfangsschwierigkeiten trotz allem noch richtig gut. Die Autorin hat es wirklich geschafft eine tolle emotionale Stimmung zu schaffen, die mir auch ein paar Tränchen in die Augen treiben konnte. Julies Gefühle wurden einfach wunderbar dargestellt und als endlich die Katze aus dem Sack war, konnte ich mich auch mit allem anderen zufrieden geben.
Die Freundschaft und die langen Gesprächen zwischen Matt und Julie waren immer sehr erfrischend, genau wie die Chats zwischen Finn und Julie.

Der sarkastische Schreibstil der Autorin ist wirklich besonders und immer unterhaltsam. Dadurch konnte auch die ein oder andere Durststrecke in der Geschichte überbrückt werden. Ich denke, man muss sich einfach auf die skurrilen Personen einlassen können und nicht alles logisch hinterfragen, dann kann man das Buch genießen.


Fazit:

Eine interessante Geschichte über Familie, Freundschaft und das Ausbrechen aus bekannten Bahnen. Dabei sind alle Personen und Gespräche etwas skurril. Leider fehlte etwas das Gleichgewicht zwischen "Auf-der-Stelle-treten" und "Zu-schnellen-Entwicklungen". Auf viele wichtige Dinge wurde zu wenig eingegangen, auf andere zuviel. Auch das Ende war einfach zu offensichtlich. Trotzdem konnte mich das Buch wirklich berühren und ich kann es jedem weiterempfehlen, der jugendliche Liebesgeschichten mit emotinalen Hintergrundproblemchen mag.
Von mir gibt es vier ganz dicke Sterne.

Reihe:

  • Nr.  1 Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte (Flat-Out Love)
  • 1,5 - Flat-Out Matt
  • Nr. 2 Flat-Out Celeste

Autorin:

Jessica Park wuchs in Boston auf und studierte im eisigen Minnesota. Nachdem sie dort vier Jahre lang Schneestürmen standhielt, lebt sie heute mit ihrer Familie wieder an der Ostküste. Wenn sie nicht gerade schreibt, gibt Jessica Park ihren absolut nicht gesundheitsschädlichen Gelüsten nach Facebook und raffinierten Kaffeegetränken nach. Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte war in den USA bereits ein großer Erfolg. (Quelle: Verlag)

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