Titel: Worte, die leuchten wie Sterne
Autorin: Brigid Kemmerer
Originaltitel: More Than We Can Tell
Genre: Young Adult
Reihe: Teil 2 (einzeln lesbar)
Preis: 16 EUR
ISBN: 978-3-95967-216-0
Verlag: HarperCollins
Erschienen am 01.08.2018
www.harpercollins.de
Klappentext:
Rev hat immer noch mit
den Schatten seiner harten Kindheit zu kämpfen. Aber seine liebevolle
neue Familie hilft ihm dabei zu heilen.
Emma ist ein Computerfreak und hat selbst ein Online-Spiel entwickelt. Die virtuelle Welt ist wie ihr zweites Zuhause.
Doch
plötzlich erhält Rev Briefe von seinem leiblichen Vater, der ihm nicht
nur seelische Narben zugefügt hat. Und auch Emma erhält beängstigende
Nachrichten von einem Online-Troll, der ihr das Leben zur Hölle macht.
In dieser schweren Zeit treffen die beiden aufeinander – und fühlen
sofort eine besondere Verbindung. Können sie sich gegenseitig helfen,
die traumatischen Ereignisse zu überwinden?
Meine Meinung:
In Der Himmel in deinen Worten haben wir Rev bereits als Nebencharakter kennengelernt. Er war dort ein Mensch weniger Worte, doch was er sagte, war immer sehr tiefgründig. Außerdem gab es einige Hinweise auf seine harte Kindheit und deshalb war ich sehr neugierig auf seine eigene Geschichte.
Am Anfang des Buches erhält Rev unerwartet einen Brief von seinem leiblichen Vater, den er seit über 10 Jahren nicht gesehen hat. Das wirft den 18-jährigen ziemlich aus der Bahn, denn er weiß nicht wie er damit umgehen soll. Er war seinem Vater stets hörig und deshalb wird Rev von dem Brief in die Vergangenheit gezogen. Sein Vater hat ihn misshandelt und Rev ist immer noch nicht darüber weg. Statt mit seinen liebevollen Pflegeeltern zu reden, frisst er das Problem immer mehr in sich hinein, bis er komplett unter Strom steht, weil er sich plötzlich nicht mehr selbst über den Weg traut. Ist gewalttätiges Verhalten vererbbar? Ich finde, die Autorin hat damit einen interessanten Ansatz gefunden.
Emma ist der sprichwörtliche Computernerd. Sie programmiert und versteckt sich am liebsten hinter ihrem PC. Der Rollentausch gefällt mir. Endlich ist mal das Mädchen technisch versiert und etwas spleenig. Wir erfahren schnell, dass sie damit ihrem Vater nacheifert, was bei ihrer Mutter nicht so gut ankommt und immer zum Streit führt. Die Hass-Nachrichten von einem anderen Computerspieler sind erschreckend und ich kann
Emma verstehen, dass sie sich angegriffen fühlt.
Rev und Emma kennen sich bisher nur flüchtig aus der Schule. Als sie bei einem Spaziergang zufällig ins Gespräch kommen, vertrauen sie sich Dinge an, die sie zu diesem Zeitpunkt niemanden anderes sagen können. Und so baut sich ganz langsam ein Vertrauensverhältnis auf.
Erneut bin ich einfach nur begeistert von dem eindringlichen Schreibstil. Die Autorin ist eine Meisterin der Worte und erschafft damit eine einzigartige Atmosphäre.
Die Liebesgeschichte ist keine einschlagende Bombe, sondern etwas schleichendes, das wie ein zartes Pflänzchen erblüht. Sie steht nicht im Vordergrund. Vielmehr geht es darum, dass Emma und Rev erstmal in ihrem Leben aufräumen müssen, bevor dort Platz für jemand anderes ist.
Meine Highlights sind die interessanten Unterhaltungen zwischen den verschiedenen Charakteren. Gerade wenn sich Rev und sein bester Freund Declan austauschen (Absolute Bro-Momente) oder später auch die Unterhaltungen mit Pflegebruder Matthew wissen zu fesseln.
Durch die abwechselnde Ich-Perspektive lernen wir Emma und Rev gut kennen und können mit ihnen fühlen.
Dabei treffen beide Charaktere wahrlich nicht immer die besten Entscheidungen. Im Gegenteil. Manchmal hätte ich bei ihren selbstzerstörerischen Handlungen am liebsten laut geschimpft, über so viel (Verzeihung!) Dummheit, doch gerade weil sie Charaktere mit Ecken und Kanten sind, hat es die Geschichte auch so lebendig gemacht.
Rev wollte ich abwechselnd in
den Arm nehmen, ihm gut zureden und sagen, dass er sich unnötig
Gedanken macht. Und dann wollte ich ihn anschreien und
rufen: Jetzt sag deinen Eltern endlich Bescheid!
Emma mochte ich
gerne, auch wenn sie sich ihren Eltern gegenüber wie ein bockiges
Kleinkind verhält. Das war oft sehr anstrengend. Aber Rev stellt
ja treffend fest, dass Emma ansonsten nur von selbstsüchtigen und
kontrollwütigen Menschen umgeben ist und es daher nicht besser wissen
kann. Es ist ihre Art um Hilfe zu schreien.
Die Hintergrundstorys sind schon krass. Kindesmisshandlung, Gewalt und Demütigung. Rev steckt so voller Ängste und Selbstzweifel, dass man es gar nicht begreifen kann. Zusätzlich hat die Autorin Rev sehr gläubig dargestellt. Immer wieder gibt es Gespräche über Gott und den Sinn von Glauben. Eine Menge Stoff zum Nachdenken.
Emma schlägt sich mit Cyber-Mobbing und den Kommunikationsproblemen ihrer Eltern herum. Die Sache mit ihrem Computerspiel wurde sehr glaubwürdig geschildert. Im anonymen Internet werden leider viel zu viele
Menschen zu der schlechtesten Version ihrer selbst.
Zwar hätte ich mir das Ende der Geschichte etwas anders gewünscht, doch ich kann die Autorin verstehen, weshalb sie diesen Weg gewählt hat. Sie möchte natürlich auf das Problem "Der falschen Internetfreunde" aufmerksam machen, aber ich hätte mir trotzdem gewünscht, dass Emma auch eine schöne Erfahrung mit Leuten aus dem Internet macht und nicht alle Gamer als merkwürdige
Einsiedler dargestellt werden.
Einige der Kapitel waren echt emotional und haben mich sehr berührt.
Rev's Hilflosigkeit konnte mich zu Tränen rühren. Er hat solch eine tolle Familie gefunden und muss endlich lernen, dass er in Sicherheit ist und geliebt wird.
Es gab eine Kuss-Szene, die war sooooo toll und romantisch
geschrieben. Mir ist richtig das Herz aufgegangen. Die Autorin schafft
es einen einfach wunderbar in eine emotionale Stimmung zu versetzen.
Insgesamt hat mir das Buch wirklich gut
gefallen und ich würde jederzeit wieder eine Geschichte der Autorin lesen.
Fazit:
Mit dieser emotionalen und eindringlichen Geschichte konnte mich die Autorin erneut überzeugen und fesseln. Ihre Charaktere haben Ecken und Kanten, treffen falsche Entscheidungen und sind trotzdem liebenswert, dass einem das Herz aufgeht. Die Liebesgeschichte ist eher Nebensache, es geht darum sich der Vergangenheit und seinen Ängsten zu stellen, dann ist Platz für jemand anderes. Zwar hätte ich mir ein weniger dramatisches Ende gewünscht, aber ich kann es nachvollziehen. Von mir gibt es alle fünf Sterne. Eine klare Leseempfehlung.
Reihe:
Meine Rezi zu: Der Himmel in deinen Worten -->Klick
Autorin:
Brigid Kemmerer denkt sich Geschichten aus, seit sie auf der Highschool
war. Sie schreibt, wo immer sie einen Platz zum Sitzen findet, je mehr
Lärm, desto besser. Das ist auch gut so, denn sie hat vier Söhne
zwischen Kleinkind- und Teenageralter und daher eher geringe Chancen auf
stille Stunden. Sie lebt in der Nähe von Baltimore. (Quelle:
Verlag)
♛♛♛♛♛
-Meine Meinung zum Buch wurde dadurch nicht beeinflusst -
Gemäß
§ 2 Nr. 5 TMG kennzeichne ich diese Rezension als Werbung. In meinem
Beitrag befindet sich (ohne kommerziellen Zweck zur reinen Information)
eine Verlinkung zur
Webseite des Verlags, in welchem das Buch erschienen ist. Wenn es Dich interessiert, kannst Du dort
weitere Informationen zum Buch finden.