Autorin: Marci Lyn Curtis
Originaltitel: The One Thing
Seitenanzahl: 432 Seiten
Genre: Jugendbuch ab 14 J.
Reihe: Nein
Preis: 18,99 EUR
ISBN: 978-3-551-56022-3
Verlag: Königskinder Verlag
Erschienen am 18.03.2016
www.carlsen.de
Klappentext:
Maggie hasst ihr neues Leben als Blinde. Sie will keine tapfere Kranke sein, und auf Unterricht von anderen Blinden kann sie gut verzichten. Nach einem missglückten Streich passiert es: Sie kann wieder sehen! Nur einen Ausschnitt der Welt, genauer: einen zehnjährigen Jungen namens Ben. Mit Hilfe des altklugen und hinreißenden Jungen scheint sie einen Teil ihres alten Lebens zurückzubekommen. Und Bens großer Bruder Mason ist Sänger in Maggies Lieblingsband. Und ziemlich attraktiv. Doch er lässt sie abblitzen, weil er denkt, dass Maggie ihre Blindheit vortäuscht – was ja irgendwie stimmt.Dann kommt heraus, warum sie ausgerechnet Ben sehen kann.
Meine Meinung:
Ich hatte vor Beginn des Buches gar keine großen Erwartungen an die Geschichte und wurde vielleicht genau deshalb total vom Hocker gerissen. Bereits ab der ersten Seite war ich von der Story gefesselt und konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Maggie und Ben haben mich total vereinnahmt und mitgerissen.Dabei ist Maggie am Anfang gar nicht mal so sympathisch. Sie ist seit kurzem blind und hadert mit ihrem Schicksal. Zwar bläst sie nicht direkt Trübsal, aber sie hat auch keine Lust sich auf ihr neues Leben als Blinde einzustellen. Ihre neuen Klassenkameraden findet sie anstrengend und den Blindenunterricht lehnt sie ab.
Stattdessen träumt sie von der Vergangenheit, als sie noch eine großartige Fußballerin gewesen ist. Ein Sport dessen Begeisterung sie mit ihrer Mutter teilen konnte. Seit ihrer Blindheit ist Maggies altes Leben auf Eis gelegt. Ihre Eltern packen sie lieber in Watte und vermeiden jedes Gespräch rund um die neue Situation. Maggie fühlt sich allein und glaubt, dass sie ihre Eltern enttäuscht hat.
Als Maggie den 10-jährigen Ben kennenlernt, kann sie ihren Augen nicht trauen. Sie kann Ben trotz Blindheit sehen und sucht deshalb immer wieder seine Nähe. Ben ist ziemlich cool. Er trägt sein Herz auf der Zunge und ist allem arglos gegenüber eingestellt. Schlagfertig und vorlaut nimmt er Maggie für sich ein und hinterfragt ihr plötzliches Sehvermögen nicht weiter.
Die Gespräche zwischen Ben und Maggie sind immer ein kleines Highlight. Der Schlagabtausch ist toll und Ben versucht Maggie ihr Ding zu entlocken (Das eine Ding, dass einen begeistert). Daher passt der Originaltitel mal wieder besser --> The One Thing.
Maggie ist ein ziemlich großer Fan der Band Loose Cannons und versucht verzweifelt herauszufinden wo die Gruppe ihr nächstes Geheimkonzert spielen wird. Als sie merkt, dass Bens großer Bruder Mason in der Band ist, gerät Maggie in einen Zwiespalt. Sie möchte Ben nicht das Gefühl geben, dass sie nur Zeit mit ihm verbringt um Mason auszuspionieren, doch Mason denkt genau das. Er hält Maggie für eine Betrügerin und möchte nichts mit ihr zu tun haben.
Im Laufe der Geschichte lernt Maggie durch Ben, ihre Freundin Clarissa und auch Mason, sich mit der Blindheit zu arrangieren. Sie wird selbstbewusster und versucht die Probleme mit ihren alten Freundinnen und mit ihren Eltern aufzuarbeiten. Das ist schön mitzuerleben.
Der Schreibstil ist ziemlich einnehmend und kann zu Tränen rühren. Es ist abwechselnd tragisch und dann wieder total witzig. Es ist eine Geschichte die einen emotional fordert, weil sie eine große Bandbreite an Gefühlen abdeckt.
Inhaltlich hält das Buch (bis auf das plötzliche Sehen) keine großen Überraschungen bereit. Doch das macht nichts. Es sind die kleinen Momente, die dieses Buch so besonders machen. Ein Sonnenaufgang am Strand, eine Melodie die Maggie nicht mehr aus dem Kopf geht, spritzige Dialoge und Charaktere, die man einfach lieben muss. Besonders Maggie's Sarkasmus ist genau mein Ding.
Man darf eben nur nicht alles hinterfragen, denn so richtig logisch ist das plötzliche Sehen natürlich nicht. Deshalb gibt es vielleicht auch keine wirklich gute Auflösung dafür. Am Ende wird es eher weggewischt, als wäre es nur ein nötiger Aufhänger gewesen. Das ist etwas schade, aber nicht zu ändern.
Genauso hätte ich mir die Konflikte mit den Eltern etwas tiefgreifender gewünscht. So kommt auch hier die Einsicht und Auflösung recht schnell. Doch man muss der Autorin zugestehen, dass es ihr Debüt ist und unterm Strich leidet die Geschichte ja nicht darunter. Ich habe sie jedenfalls echt geliebt und werde das Buch immer in guter Erinnerung behalten.
Fazit:
In dieser wundervollen Geschichte geht es um ein blindes Mädchen, dass plötzlich einen kleinen Jungen sehen kann. Dadurch lernt sie ihre Blindheit zu akzeptieren. Es geht um Freundschaft, Vertrauen und The One Thing im Leben. Ich habe das Buch trotz kleiner Schwächen wirklich sehr gerne gelesen, denn es gibt spritzige Dialoge, eine große Bandbreite an Gefühlen und liebenswürdige Charaktere. Ein gelungener Coming-of-Age-Roman mit einer zarten Liebesgeschichte. Ich kann euch das Buch nur ans Herz legen. Es ist echt toll. Von mir gibt es alle fünf Sterne und noch mehr.
Autorin:
Marci Lyn Curtis wuchs in Nordkalifornien auf, wo sie Biologie
studierte. Sie lebt mit ihrem Mann, ihren zwei Kindern und einem Dackel
in Maryland. „Alles, was ich sehe“ ist ihr erster Roman. (Quelle: Verlag)