Autorin: Erin Summerill
Originaltitel: Ever the Hunted
Seitenanzahl: 416 Seiten
Genre: Fantasy
Reihe: Teil 1
Preis:19,99 EUR
ISBN: 978-3-551-58353-6
Verlag: Carlsen
Erschienen am 28.04.2017
www.carlsen.de
Klappentext:
Im Wald kennt Tessa sich aus, er ist ihr Zuhause. Im Dorf jedoch wird sie nur geduldet, obwohl ihr Vater Saul der Kopfgeldjäger des Königs ist. Denn ihre Mutter beherrschte Magie, und die ist in Malam verboten. Als Saul getötet wird, hat die junge Fährtenleserin nur eine Chance auf ein sicheres Leben: Sie muss im Auftrag des Königs den angeblichen Mörder jagen – Cohen, der Gehilfe ihres Vaters. Der Junge, den sie heimlich liebt! Tessas besondere Gabe sagt ihr, dass Cohen schuldig ist. Aber ihr Herz spricht eine andere Sprache.Meine Meinung:
Auf immer gejagt ist mal wieder ein Buch, dass mir in der Verlagsvorschau sofort ins Auge gesprungen ist, und ich es deshalb sofort gekauft habe. Meine Erwartungen waren dementsprechend hoch.
(Im englischen Original heißt Tessa übrigens Britta. Warum musste man das schon wieder ändern?)
Tessa ist nach dem Tod ihres Vaters am Ende ihrer Kräfte. Er war Kopfgeldjäger des Königs und hat das Mädchen im Fährtenlesen und Jagen ausgebildet. Als Tochter einer Shaerdanerin wird Tessa jedoch überall wie eine Aussätzige behandelt und soll nun auch noch das Haus und die Ländereien ihres Vaters verlieren. Um nicht zu verhungern, jagt sie heimlich im Wald und wird erwischt. Auf Wilderei steht in Malam die Todesstrafe. Um zu überleben geht Tessa einen Deal mit Lord Jamis ein. Sie soll Cohen finden und ausliefern. Dann werden alle Anschuldigungen gegen sie fallengelassen. Das Problem: Cohen ist Tessas einziger Freund und ihre heimliche Liebe. Er ist vor einem Jahr ohne Abschied verschwunden und soll nun der Mörder ihres Vaters sein? Tessa kann es nicht glauben, jedoch sagt ihre Gabe etwas anderes. Sie kann erkennen, ob jemand lügt oder die Wahrheit sagt. Und Lord Jamis sagt bezüglich Cohen die Wahrheit.
Der Anfang war wirklich vielversprechend. Ich mochte Tessa und fand es spannend, wie sie sich auf die Spurensuche nach Cohen gemacht hat. Die bildhaften Beschreibungen ließen mich mit ihr und den Wächtern durch den Wald streifen.
Als Tessa und Cohen aufeinanderstoßen, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Wer ist jetzt der Mörder von Tessas Vater und was waren seine Motive? Kommt es zum Krieg zwischen den verfeindeten Ländern Malam und Shaerdan?
Das erste Drittel des Buches habe ich wirklich inhaliert und konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen.
Den Mittelteil fand ich dagegen einfach nur noch zäh. Außer langatmigen Dialogen und kindischer Missverständnisse passierte leider kaum etwas. Wenn mal etwas Spannung aufkommt, dann verpufft sie innerhalb der nächsten zwei Seiten. So hat mich die Autorin irgendwann verloren und ich konnte bei ihren künstlich gezüchteten Problemen zwischen Tessa und Cohen nur noch müde lächeln.
Die Suche des Mörders und alle interessanten Dinge über die Seelenleserinnen geraten komplett in den Hintergrund. Die Autorin verlagert sich komplett auf die Liebesbeziehung. Ich bin sonst ein echter Romantikfan, aber Tessa und Cohen funktionieren für mich nicht zusammen. Es fehlt das Knistern und Funkensprühen.
Die Gründe die gegen die Beziehung sprechen sind leider echt banal und vorhersehbar. Da sonst kaum etwas passiert, ist es ziemlich langweilig.
Am Ende nimmt die Geschichte dann wieder eine andere Richtung und bringt viele überraschende Wendungen, die ich mir schon früher gewünscht hätte. So wirkt es fast etwas überladen.
Tessa ist eine starke Protagonistin. Sie erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive und gibt niemals auf. Leider war sie auch sehr naiv.
Cohen blieb mir fremd. Er ist kein Charakter, der mir im Gedächtnis bleibt. Ich bin mit ihm nicht warm geworden, weshalb mich die Beziehung der beiden auch eher ermüdet hat. Es wirkte viel zu gewollt und die Probleme künstlich gezüchtet.
Cohen ist der typische männliche Protagonist ohne Überraschungen, stellt seine Wünsche hinter die Familie und tut alles um Tessa zu schützen. Ok, aber niemand herausragendes.
Der Schreibstil ist bildgewaltig und lässt sich gut lesen. Das Setting ist auf jeden Fall gelungen. Inhaltlich bietet die Geschichte nicht unbedingt etwas Neues, aber die Autorin hat eine eigene Welt mit interessanten Regeln erschaffen. Viele Geheimnisse lüften sich mit der Zeit, andere Dinge waren leider mehr als vorhersehbar.
Für ein Debüt ist es nicht schlecht, aber in meinen Augen hat die Autorin viel Potenzial verschenkt, indem sie zu lange auf den Missverständnissen zwischen Cohen und Tessa herumgeritten ist. Ein klärendes Gespräch hätte alles beendet. Damit gerät die Suche nach dem Mörder ziemlich in den Hintergrund. Auch über die Magie und den Zusammenhang mit den Elementen hätte ich gerne mehr erfahren.
Ich würde das Buch weiterempfehlen, da ich glaube, dass meine Erwartungen einfach zu hoch waren. Wer vielleicht mit anderen Vorstellungen nach dem Buch greift, kann bestimmt ein paar unterhaltsame Lesestunden bekommen. Und auch wer noch nicht so viel in dem Genre unterwegs war, kann bestimmt besser überrascht werden.
Ob ich Teil 2 lese, weiß ich aber noch nicht.
Fazit:
Ein interessanter Auftakt mit tollem Setting. Allerdings fehlt dem Buch etwas die Individualität. Nach tollem Anfang war der Mittelteil sehr durch die vor sich hin dümpelnde Liebesgeschichte geprägt, die nicht ganz überzeugen konnte.
Das Ende hat alles gegeben, so dass ich dem Buch drei gute Sterne gebe. Mein Geschmack hat es nicht unbedingt getroffen, aber es verspricht trotzdem ein paar unterhaltsame Lesestunden.