Das Buch "Wolfsburg! Ein Liebesroman" von Tom Grote steht schon seit einiger Zeit auf meiner Wunschliste. Als der Autor sich zu einer Lesung in unserer Bücherei angekündigt hat, bin ich natürlich sofort hingefahren.
Inhaltsangabe:
Keiner will in die Provinz – und schon gar nicht nach Wolfsburg!
Jan
liebt Line. Und er will mit ihr zusammenleben. Sie wohnt in Wolfsburg
und kann dort nicht weg. Hilft ja nix, da muss Jan also aus Berlin weg,
weil er seinen Job von überall aus machen kann. Tom Grote erzählt in
seinem Romandebüt von einem Metropolenbewohner, den es in das
Paralleluniversum der VW-Stadt verschlägt und der lange braucht, bis er
erkennt, wie lebenswert dort das Leben ist, und dass man nicht nur in
Mitte existieren kann.
Mit sehr genauem Blick und mit überaus
skurril-liebenswertem Personal ist Grotes Roman eine Hommage an die
Un-Stadt Wolfsburg, eine Hymne auf das Leben jenseits der Metropolen.
Zum Ablauf:
Als Einleitung begrüßte der Autor die ca. 30 Zuhörer mit den Worten: Schön, dass Sie gekommen sind, Sie hätten ja heute auch etwas Schönes machen können!
Damit ging es auch gleich los.
Herr Grote hat eine dreiviertel Stunde aus verschiedenen Kapiteln aus dem Buch vorgelesen und die Zuhörer haben damit einen guten Überblick bekommen. Es spielte fast alles im ersten Drittel, so dass es für alle spannend bleibt, die das Buch noch nicht gelesen haben.
Da ich Wolfsburg selbst gut kenne, konnte ich mir bildlich vorstellen, wo Jan und Line vorbeigekommen sind und wo sie leben. Ihre Wohnung am Steimbker Berg, die Party auf der nur VW Mitarbeiter waren und die Anreise mit dem Auto: Wann fängt die Stadt denn an?
Danach hat mich die Frage beschäftigt, ob auch Leute über diese Dinge lachen können, die Wolfsburg gar nicht kennen? Ist es nur lustig, wenn man Insiderwissen hat?
Herr Grote hat eine angenehme Erzählstimme und man konnte der Geschichte gut folgen.
Anschließend konnten dem Autor Fragen gestellt werden.
1) Warum Wolfsburg?
Herr Grote hat es so erklärt, dass jeder schon einmal etwas über Wolfsburg gehört hat.
VW Stadt, Autostadt, Arbeiterstadt, Unstadt. Aber keiner wisse genau Bescheid. Alles ist immer irgendwie negativ behaftet. Jedoch ist vieles nur Hörensagen. Wolfsburger an sich, rechtfertigen ihre graue Stadt immer mit dem Zusatz: Aber es ist ja schön grün.
"Es ist schön grün" sollte auch der ursprüngliche Titel des Buches werden, aber der Verlag hatte sich dann für "Wolfsburg! Ein Liebesroman" entschieden.
2) Ob Herr Grote aus Wolfsburg komme?
Nein, aber er hätte sich einen guten Überblick verschafft und recherchiert. Er kenne auch einen Immobilienmakler von dort. Es gäbe wohl auch eine Dame mit lila Haarstränen bei der Stadt Wolfsburg (wie im Buch), aber er wies mehrmals daraufhin, dass im Buch alles nur gelogen sei (also fiktiv).
3) Wieso Line in einem Hospiz arbeitet?
Herr Grote hat sich die Arbeit in einem Hospiz angesehen und Leute kennengelernt, die auf ihn sehr "geerdet" wirkten. Das wollte er für die Line auch. Er meinte, dass wenn man etwas Witziges schreiben möchte, als Gegengewicht auch immer etwas Ernstes bräuchte und das wäre in diesem Fall das Hospiz.
Eine Dame aus Wolfsburg teilte mit, dass von den Wolfsburgern eigentlich niemand gerne am Steimbker Berg leben würde, woher Herr Grote denn diese Meinung hätte?
Dieses Wissen stamme von seinem Immobilienmaklerfreund. Demnach bewerben sich auf eine Wohung in dem Stadtteil auf eine Anzeige fast 200 Leute. Außerdem hätte Wolfsburg die drittteuersten Immobilienpreise in Deutschland.
Danach entwickelte sich eine rege Diskussion zwischen dem Autor und den anwesenden Wolfsburgern, die ihre Stadt verteidigten :-). Sie meinten aber auch, dass schon sehr viel Wahres an dem Inhalt des Buches dran wäre
Vorher hatte ich von einigen Wolfsburgern gelesen, die sich über die Aussagen des Autors sehr geärgert hatten und sich angegriffen fühlten. Diesen Eindruck haben auf mich die Besucher des Leseabends zum Glück nicht gemacht.
Herr Grote meinte lächelnd, dass er vor der Lesung in Wolfsburg mitgeteilt habe, dass bitte niemand mit Fackeln und Mistgabeln erscheinen sollte.
Nur ca. ein Drittel der Anwesenden hatte das Buch bereits gelesen. Den anderen schien es wie mir zu gehen. Wir haben den Abend genutzt um uns neugierig machen zu lassen. Wer wollte, konnte das Buch käuflich erwerben und anschließend signieren lassen.
Für mich ein gelungener Abend und das Buch bleibt weiterhin ganz oben auf meiner Wunschliste.