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Montag, 6. Juni 2016

Rezension: Der Sog der Schwerkraft von Gae Polisner

Titel: Der Sog der Schwerkraft
Autorin: Gae Polisner
Originaltitel: The Pull of Gravity
Seitenanzahl: 256 Seiten
Genre: Jugendbuch ab 12
Reihe: Nein
Preis: 14,99 EUR
Verlag: cbj
Erschienen am 31.03.2014
www.cbj-verlag.de 

Klappentext:

Nicks Vater hat sich aus dem Staub gemacht, seine Familie droht zu zerbrechen und sein bester Freund Scoot, der Freak, liegt im Sterben. Da taucht Jaycee Amato in Nicks Leben auf, das durchgeknallte Mädchen mit den Husky-Augen. Sie verspricht Scoot, ihm einen letzten Wunsch zu erfüllen, und nötigt Nick, dabei zu helfen. Und so machen sich die beiden ausgerüstet mit der Weisheit Yodas und den Geschichten von John Steinbeck auf einen Road-Trip, um Scoots unbekannten Vater zu finden. Eine schwierige und gleichzeitig wunderschöne Reise beginnt, auf der Nick reifer, reicher und weiser wird. Am Ende hat er zwar nicht Scoots Vater gefunden, dafür aber eine über den Tod hinausgehende Freundschaft und ... die große Liebe.

Meine Meinung:

Die Inhaltsangabe klang ein bisschen nach Roadtrip und daher musste ich das Buch natürlich unbedingt lesen.

Der 14-jährige Nick erzählt die Geschichte aus seiner Sicht. Er gibt sich die Schuld, dass sein Vater ausgezogen ist um sich über einige Dinge klar zu werden. Durch eine Fernsehreportage lernt der Junge seine Mitschülerin Jaycee Amato näher kennen. Überrascht muss Nick feststellen, dass Jaycee ebenfalls mit seinem besten Freund Scoot befreundet ist.
Als es dem Scoot durch seine Krankheit immer schlechter geht, beschließen Jaycee und Nick Scoots Vater zu finden, der vor vielen Jahren abgehauen ist.

Trotz der ernsten Themen hat das Buch sehr viele humorvolle Stellen. Nick ist ein bisschen verpeilt und wirkt in Jaycees Nähe immer etwas trottelig. Aber das macht ihn auch sehr liebenswürdig. Er weiß eben noch nicht, wie das so mit den Mädchen funktioniert und ist daher sehr unsicher.

Jaycee ist definitiv das Highlight der Geschichte. Schwer zu sagen, ob sie wirklich so cool und taff ist, oder ob Nick sie nur so darstellt. Er zeigt sich ihr gegenüber als guter Freund, denn er ist einfach für Jaycee und ihre Ideen da, auch wenn er insgeheim nicht dahinter steht. Das ist ein gutes Beispiel für Zusammenhalt und echte Freundschaft.
Unterm Strich spielt Jaycee Nick allerdings an die Wand. Er wirkt blass und unscheinbar gegen das quirlige Mädchen.

Die erste Hälfte des Buches hat mir wirklich richtig gut gefallen. Die Charaktere sind alle etwas schräg und trotzdem wirken sie authentisch. Einerseits wirkt die Story übertrieben, doch andererseits hätte sie sich vielleicht so abspielen können.
In den Mitte des Buches geht der Autorin aber irgendwie die Luft aus. Es wirkt fast so, als hätte sie nicht weiter gewusst. Vorher lief alles in flottem Tempo ab und plötzlich wird alles ziemlich unrealistisch. Der Sinn der Reise (den Vater zu finden) wird mit einem Satz abgewischt und wem möchte die Autorin bitte die Sache mit dem Busfahrer glaubhaft verkaufen?
Ich weiß, dass die Autorin damit zeigen möchte, dass Pläne schief gehen können und dass man akzeptieren muss, dass sie fehl schlagen. Schließlich reden Jaycee und Nick ständig über das Buch Von Mäusen und Menschen von John Steinbeck. Dieser Roman spielt in der Geschichte eine entscheidene Rolle. Doch so hat man die ganze Zeit das Gefühl, dass gleich etwas tolles und spannendes passiert, aber es kommt einfach nicht. Das ist sehr enttäuschend.

Es werden viele ernste Themen behandelt. Trennung der Eltern, Verlust eines Elternteils, Verlust des besten Freundes, erste Liebe, neue Freunde, Geschwisterprobleme und das schlichte Erwachsenwerden. Insgesamt findet die Autorin eine gute Balance, aber durch die Kürze wird das meiste nur oberflächlich angekratzt.
Jaycee bringt Nick auf die richtige Spur und hilft ihm sich seinen Problemen zu stellen. Die Botschaft habe ich verstanden, fand die Umsetzung aber insgesamt zu unspektakulär.

Der Schreibstil ist etwas zu gewollt auf jugendlich gemacht, aber ich konnte mich damit anfreunden. Was ich nervig fand, waren die ständigen Ankündigungen (Vorwegnahmen wie wir gelernt haben), was denn bald passieren wird, aber es passierte halt nicht wirklich was. Es ist wie die fehlende Pointe beim Witz. Man wartet und wartet und dann kommt nichts. Das hat mich wirklich frustriert, denn ich hätte das Buch so gerne gemocht.
Leider ist der Roadtrip auch kein Roadtrip, sondern lediglich eine Busreise und die Auflösung am Ende ist ebenfalls etwas weit hergeholt.   

Ich habe das Buch gerne gelesen, bin aber nach dem Ende etwas ernüchtert. Leider passiert nichts wirklich Überraschendes, so dass man die Story nach Lesen des Klappentextes im Prinzip schon kennt. Daher hätte etwas Spannung nicht geschadet.




Fazit:

Eine schöne Grundidee mit liebenswerten Charakteren und vielen versteckten Botschaften. Leider ist die Umsetzung dann doch zu unspektakulär, da man den Inhalt durch den Klappentext schon kennt. Ich habe das Buch gerne gelesen. Ein bisschen mehr Spannung hätte aber nicht geschadet. Von mir gibt es drei gute Sterne.

Autorin:

12350670Gae Polisner ist Ehefrau, Mutter und Rechtsanwältin und nebenbei auch noch Schriftstellerin. Sie lebt mit ihrem Mann, ihren zwei Jungs und zwei Nymphensittichen auf Long Island, New York. Der Sog der Schwerkraft ist ihr erster Jugendroman, aber wenn es nach den euphorischen Stimmen der Kritiker geht, ganz bestimmt nicht ihr letzter. (Quelle: Amazon)

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